
Ein Tiny House ist in etwa vergleichbar mit dem Schrank unter der Treppe von Harry Potter. Klein, eng und irgendwie weiß man nicht, wie man die ganzen Dinge des Alltags ordentlich unterbringen soll. Aber Tatsache ist, es gibt diese bewohnbaren Schuhschachteln und ihre Verfechter lieben diese winzigen Wohnungen.
Sie sagen, Leben auf kleinstem Raum ist nachhaltig, da man als Bewohner nicht die räumlichen Kapazitäten besitzt, um unnötige Dinge zu kaufen. Sobald man in einem Tiny House wohnen möchte, muss präzise geplant werden, was genau benötigt wird. So kommt es nicht zu einer alltäglichen Situation, wie „Oh schau mal, dieser Dörrautomat sieht einfach fantastisch aus! Den will ich mir mal gönnen.“ Denn Tiny Houses haben in den meisten Fällen keinen Keller, wo man die Geräte bis in alle Ewigkeit verstauben lassen kann. Durch die wenigen Gegenstände, welche man nur besitzen kann und damit auch wirklich braucht, erkennen Menschen, auf was es im Leben wirklich ankommt. Der Fokus und der Blickwinkel auf das tägliche Leben verlagern sich, um die bedeutenden Dinge in den Vordergrund zu stellen. Die Liebhaber des Wohnkonzepts sehen neben Freunden und Familie hier selbstverständlich ihr eigenes Tiny House. Denn sobald man vom Tiny House überzeugt ist, möchte man nichts anderes mehr und dann starten kleine Kampagnen bei jedem Familientreffen, weitere Menschen zur Schuhschachtel zu „bekehren“.
Dass es bei diesem Wohnstil einige Nachteile und sogar Probleme gibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Denn wenn einen die Shoppinglust packt und man in allerseits bekannten schwedischen Möbelhäusern das Bedürfnis packt, sein ganzes Haus neu einzurichten, ist dies nicht so einfach möglich. Im beschränkten Raum muss das Wohnkonzept detailliert geplant werden, Möbel müssen genauestens passen und oftmals maßangefertigt werden. Ansonsten kann es schon mal vorkommen, dass das neu gekaufte Regal unter dem kleinen Vordach stehen bleiben muss, weil sonst der Weg zum Klo im Haus versperrt wäre. Somit ist es nicht ohne weiteres möglich, die Aufteilung und die Möbelkonzeption zu verändern. Nicht nur die Position der Einrichtung kann ein Problem sein, sondern auch der Standort der Gäste. So kann bei den eben angesprochenen Familienfesten nicht jeder der 10 Personen am 3er Tisch sitzen, nein, weitere quetschen sich auf dem Sofa, dem Bett und dem Boden zusammen. Wahrscheinlich wird die unbeliebte Tante, falls man sie einlädt, mit dem Toilettensitz Vorlieb nehmen müssen.
Aber eigentlich mache ich das Tiny House schlechter, als es tatsächlich ist. Was genau daran so unglaublich attraktiv ist, kann ich wirklich nicht sagen, da ich es nicht weiß. Dennoch erlaube ich es mir, zu behaupten, dass dieses Wohnkonzept gut für Einsiedler ist, welche weder gerne Freunde und Familie zu Besuch haben, noch besonders oft außer Haus gehen, um zu shoppen. Oder für Workaholics, die ihr Zuhause nur brauchen, um schlafen zu gehen. Und selbstverständlich Klimaaktivisten, Minimalisten, Harry Potter Fans, usw. Die Meisten werden aber wohl nie etwas mit Tiny Houses anfangen können.