
Falls du keine Ahnung hast, was Fracking ist, erst Video anschauen!
https://youtu.be/AOnEcdV41xU
Sand und Chemikalien werden mit hohem Druck in Gesteinsschichten mit Erdölvorräten gepumpt, eine rentable Erdölgewinnung?!
Nehmen wir einmal an, du hättest genug Geld, um in Aktien zu investieren und wir hätten in Deutschland die Frackingmethode als Option der Erdölgewinnung beschlossen, wäre es sinnvoll darin zu investieren?
Zunächst kommt einem in diesem Bezug der Russland-Ukraine-Krieg in den Sinn und die damit einhergehende Diskussion um unsere Erdölbeschaffung. Klar ist: Wir wollen Russland nicht unterstützen, wollen Sanktionen einleiten und unabhängig von ihren Exporten werden. Doch das ist gar nicht so einfach, denn wir sind extrem abhängig von Russland. Wir beziehen rund 36% Erdöl aus Russland und falls diese große Menge einfach wegfällt, die aktuell zum Beispiel durch die Nordstream 1 Pipeline zu uns fließt, haben wir nicht genug Erdöl, um ganz Deutschland langfristig mit Strom zu versorgen. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten für uns: entweder wir beziehen unser Erdöl/-gas aus anderen Ländern oder wir gewinnen Erdöl aus den in Deutschland vorhandenen Ressourcen. Doch auch das ist in der Realität deutlich schwerer als es zuerst klingt. Andere Länder mit vielen Erdölvorkomnissen wären zum Beispiel Qatar, doch ein Land mit schlechten Arbeitsbedingungen und das nicht Einhalten von Menschenrechten, zu unterstützen, klingt fast so inakzeptabel, wie einen Diktator zu unterstützen, der Krieg führt. Auch Länder wie Venezuela kämen in Frage, hier sieht es nur noch schlechter aus. Sowohl ist der Transportweg extrem weit, was Erdöl teurer macht, als auch hier haben wir einen Diktator, der sein Volk unterdrückt.
Jetzt könnte man meinen: „Naja, ist doch einfach. Wir nutzen unser eigenes Erdöl und machen uns unabhängig.“
Aber auch hier gibt es wieder Probleme. Fracking ist eine vermeintlich grüne Methode, doch wirklich grün kann man diese Gewinnung von Erdöl nicht nennen, denn es werden Chemikalien verwendet, die oft schwer zu entsorgen und nicht gut für die Umwelt sind. Schließen wir diesen umweltschädigenden Aspekt allerdings einmal komplett aus, bleiben immer noch genügend Gegenargumente. Die allerwichtigste Frage vorweg: Hat Deutschland überhaupt genug Erdöl, um unser Land zu versorgen? Naja, auch hier sieht es wieder eher schlecht aus, denn unsere Ressourcen reichen nur für 10 bis 20 Jahre, es ist also keine langfristige Lösung. Da der Energieverbrauch in Deutschland eher noch mehr steigen wird, lohnt sich es also kaum die Methode zu starten. Aber ignorieren wir auch diesen Faktor einmal, sieht es immer noch schlecht aus. Wir haben keinen Platz. Deutschland hat eine sehr starke Verteilung seiner Einwohner auf die gesamte Fläche (vor allem auf dem Land) und es bleibt kaum Raum übrig, der nicht schon anderweitig genutzt wird. Vor allem im Bezug auf Umweltschutz muss man darauf achten, nicht noch mehr Wälder, Wiesen und generell Lebensräume von Tieren zu zerstören. Es gibt also kaum Optionen für Frackingstationen. Viele Menschen würden vermutlich bei geplanten Stationen protestieren und sich wehren, durch Volksentscheide würden viele Pläne abgelehnt werden. Und selbst wenn man die Genehmigung für solche Stationen und Möglichkeiten der Standorte hätte, wäre die Umstellung aufwendig – extrem aufwendig. In Anbetracht, dass die Stationen nur 10 bis 20 Jahre nutzbar wären, lohnt sich der Aufbau also nicht oder nur kaum. Ein anderes Problem sind nicht erforschte Langzeitfolgen. Also die Fragen wie: Was passiert bei Beschädigungen an Bohrleitungen? Was passiert, wenn die Chemikalien ins Grundwasser oder den Boden gelangen? Wie schützen sich die Menschen, die mit den Chemikalien arbeiten bei Unfällen? usw. Eine Investition in „Frackingaktien“ klingt also allein wegen all dieser Gründe schon nicht sinnvoll.
Doch warum gibt es dann überhaupt Diskussionen um die Methode? Gibt es Vorteile? Der Gedankengang über die Unabhängigkeit von Russland gefällt natürlich vielen, gerade zu den aktuellen Zeiten. Ebenso, dass wir Erdöl billiger beziehen können, da wir keine weiten Transportwege über die Nordstreampipeline haben und wir nicht einen Diktator, der Menschen tötet, unterstützen. Und im Bezug auf die Zukunft hoffen natürlich alle, dass der Krieg aufhört und die Erdölpreise wieder sinken. Und wenn man diesem Glauben angehört, wäre es nahezu unmenschlich in „Frackingaktien“ zu investieren, da es für einen ideal wäre, der Krieg würde möglichst lange weitergehen – man verdient durch die hohen Erdölpreise durch Russland, die sich ändern könnten, wenn der Krieg aufhört.
Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er in „Frackingaktien“ investieren würde, doch das ist jetzt erst einmal vom Tisch, denn Robert Habeck, der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, lehnte zunächst die Aufhebung der Frackingverbote in Deutschland ab.